Ab und zu ein Glas Wein. – Aber kaum über Bäume geredet.

Mit Markus Isenegger verbindet mich eine langjährige kollegiale Freundschaft. Wir interessieren uns dafür, woran und wie der andere schreibend unterwegs ist. Das sind keine häufigen Begegnungen. Aber immer wieder sind sie stimulierend, anregend, mit wertvollen Impulsen.

Bei seinem dritten Bändchen mit gesammelten Aufsätzen, Betrachtungen, Erinnerungen, Gedichten, Glossen und anderen Texten war es hauptsächlich der Titel und das Cover, das viel zu reden gab.

Markus Isenegger kam mit ersten Ideen: ein Holzbrett, Ringe von eingetrockneten Weingläser-Spuren, es liess mich ratlos zurück. Da war eine Geschichte, bei der es um einen nachbarlichen Disput ging. Das Bäumchen an der Grenze wurde zu gross. Man schickte dem Nachbarn eine Einladung, um bei einem Glas Wein darüber zu reden.

Aus dem Umschlagbild wiederum eine Erzählung machen? – Dann müsste die Visualisierung schon sehr eigenständig, fast beweisführend authentisch sein. Doch beim genaueren Lesen der Geschichte kamen Bedenken. Da fand gar kein Gespräch statt, die skurrile Situation lief auf eine Patt-Situation hinaus. Kein Wein, kein Gespräch, keine Einigung.

Aber immerhin, es drehte sich am Anfang um eine kleine Birke, die sich dem Nachbarn vor die Sonne schob. Alles, was ich bereits an Bildern mit Holztischen, Weinringen, gemütlichem Geplauder gesammelt hatte, war nicht stimmig. Aber eine kleine Birke, eine junge Birke, einfach auf einer Wiese. Und viel leeren Raum darumherum. Der könnte mit allerlei Assoziationen gefüllt werden.



Einige Beispielseiten aus
«Über Bäume reden bei einem Glas Wein»







   












Buchcover «Über Bäume reden...» (Edizio Büro für Buchprojekte)   < Die Umschlaggestaltung, welche sich auf die Geschichte mit dem Birkenbäumchen direkt bezog.
















Parallel aber kamen wir immer wieder – und schliesslich auch bei einem Glas Wein – auf eine Holzwand zurück. Nicht mehr eine Geschichte sollte illustriert werden, sondern symbolisch die Sprache, die Beobachtungsgabe und die Zurückhaltung umgesetzt werden. Reduktion auf Weniges. Vertikale Linien des Hintergrundbildes, horizontales Schriftbild. Mehr brauchte es nicht.

Und wieder erstaune ich selbst, wie man aus dem eigenen Suchen, aus dem eigenen Experimentieren Dinge lernt, von denen man glaubt, sie schon lange zu wissen. Wie den Grundsatz: je reduzierter die Elemente, desto ausdrucksstärker können sie in Beziehung zueinander gebracht werden.

Die Typografie im Buchlayout, auf den Innenseiten, folgt dieser Einsicht. Wenige Auszeichnungen, ruhiges Schriftbild.

Das neueste Buch von Markus Isenegger «Über Bäume reden bei einem Glas Wein» ist ab Mai 2016 erhältlich. Seine Geschichten – Kurztexte und Gedichte – sind im Laufe von über drei Jahren entstanden.