9. Mai 2016

Grosse Kinofilme werden mit Trailern angekündigt und beworben, das ist bekannt. Seit einigen Jahren gilt das auch für Bücher. Grossverlage drücken ihre erhofften Bestseller mit Trailern in die Hitlisten.



Manche dieser Trailer kommen ins Kino, andere ins Fernsehen. Vor allem aber zirkulieren sie auf dem Netz. Und dort sind sie am wirkungsvollsten.

Neu für mich war aber, dass selbst Kleinverlage und ganz unbekannte Autoren mit Trailern um Aufmerksamkeit buhlen. Darum musste ich einfach dazu ein Seminar besuchen.



Bewegte Bilder – ist ja logisch – reizen mehr als Fotografien. Schon Eckart von Hirschhausen erklärte witzelnd, warum Frauen, die nur am Strand liegen, keine Chancen haben gegenüber denen, die sich am Strand bewegen.

Guckt man sich ein paar Buch-Trailer im Internet an, treiben sie es recht bunt. Bunt heisst nicht immer intelligent. Manchmal ist es bemühend, manchmal filmtechnisch einfach an der untersten Grenze. Da und dort findet man wirklich kleine Kunstwerke.



Die generelle Wirkung muss jedoch herausragend sein. An besagtem Seminar lernte ich, dass laut einer ARD-ZDF-Onlinestudie der «Kreis der Onlinebewegtbild-Nutzer 2015 sich deutlich (in allen Altersgruppen) erhöht hat». Deutsche Internet-Nutzer sind im Schnitt 169 Minuten am Tag online, drei Viertel der unter 30-jährigen Nutzer schauen jede Woche Videos an.



Natürlich gab es Angaben zu den Umsatzssteigerungen von Buchtrailern: In den Online-Buchshops sollen gute Videos nachweislich höhere Bestellzahlen erreichen. «Pressemitteilungen über Bücher generieren eine um 270% höhere Klickrate, wenn sie zusammen mit einem passenden Video verschickt werden».

Am Rande des Seminars sprach ich mit einer Teilnehmerin. Sie kümmert sich aktiv um die Vermarktung der Werke ihres Vaters. Logisch, dass ich sofort an eine Biografie dachte. Und wenn ich schon am Vorausschauen bin, müsste doch gleich ein Trailer gemacht werden – noch bevor das Buch überhaupt herauskommt.



Und weil ich gerade gestern Geburtstag hatte und mir die kurze Zeit des aktiven Schreibens an die langsam schrumplig werdende Haut geht, träumte ich von einem Zukunftstrailer. Rückwärts abzuspielen. So wie Umberto Ecco in einem Interview gesagt haben soll: An meinem Todestag weiss ich dann über Alles Bescheid.

Oder wie Menschen, die knapp über die Todesgrenze kamen und doch noch gerettet wurden, immer wieder davon berichteten, dass sie ihr ganzes Leben wie in einem Film rückwärts vor sich ablaufen sahen. Also nichts wie dran an die nächste Biografie im Trailer-Multipack.